JUVENAL VON JERUSALEM - Dr. Augustin Sokolovski
Der Titel „Patriarch“ als Oberhaupt der Ortskirche von Jerusalem wurde vom heiligen Bischof Cyrill (315–386) gewählt, um deutlich zu betonen, dass die Christen das neue biblische Israel bildeten und der jüdische Patriarch, der sogenannte „Nasi“, dessen Existenz bis in die Zeit der babylonischen Gefangenschaft zurückreicht, nicht länger als Oberhaupt des palästinensischen Volkes bezeichnet werden konnte. In dieser Logik trug der Patriarch die Last der geistlichen Sorge um das innere Wohl der Kirche, und in äußeren Angelegenheiten war er derjenige, der in Krisensituationen gegenüber der politischen Gemeinschaft zur Verantwortung gezogen werden konnte und sollte.
Diese „Umbenennung“ des Bischofs der Heiligen Stadt hatte jedoch keine unmittelbaren Folgen. Cyrill war ein großer Missionar, Exeget und Theologe, seine katechetischen Predigten sind unübertroffene Klassiker aller Zeiten. Er verstand sich als Patriarch von Jerusalem, jedoch dachte nicht in rechtlichen und kanonischen Kategorien. Seine Diözese war damals noch sehr klein und zudem dem Bischof einer benachbarten Stadt Caesarea Maritima unterstellt.
Ein weiteres halbes Jahrhundert musste vergehen, bis ein Mann namens Juvenal Bischof der Heiligen Stadt wurde. Ihm gelang es, die Jurisdiktion der Kirche von Jerusalem auf ganz Palästina auszudehnen, diese Ortskirche von der großen alten Kirche von Antiochia abzugrenzen, sich den Titel eines Patriarchen zu sichern – nicht nur im theologischen Sinne, wie es bei Cyrill der Fall gewesen war, sondern auch im rechtlichen und kanonischen Verständnis. Er machte Jerusalem zur fünften Kirche der gesamten Christenheit und zu einem Mitglied der sogenannten Pentarchie, d. h. der „Macht der Fünf“. All dies geschah auf dem Vierten Ökumenischen Konzil in Chalcedon, das 451 stattfand. Juvenal war übrigens einer der ganz wenigen Kirchenväter in der Geschichte, denen es gelang, an drei Ökumenischen Konzilen teilzunehmen. Dies waren das Dritte Konzil in Ephesus (431), das Vierte in Chalcedon (451) und ein weiteres Konzil in Ephesus (449), das später von der Kirche abgelehnt und als „Räuberversammlung“ bezeichnet wurde. In der Theologie wurde dafür sogar ein eigener Begriff erfunden, nämlich das lateinische Wort „Latrocinium“.
Juvenals Geburtsjahr ist unbekannt. Aufgrund seines Namens und seiner Lateinkenntnisse geht man davon aus, dass er Römer war. 422 wurde Juvenal Bischof von Jerusalem. Wie gerade erwähnt, zu dieser Zeit war Jerusalem eine kleine Diözese. Der Bischof der Heiligen Stadt unterstand kanonisch dem Metropoliten von Caesarea in Palästina. Palästina wiederum unterstand damals der Jurisdiktion der Kirche von Antiochia. 451 löste das IV. Ökumenische Konzil von Chalcedon die Kirche von Jerusalem von Antiochia ab und erklärte sie zum Patriarchat. Dieser Wandel war das große Verdienst des Heiligen Juvenal. Deshalb kanonisch und historisch gesehen gilt er als der erste Jerusalemer Patriarch der Geschichte.
Bald nach dem Konzil von Chalcedon wurde deutlich, dass die ägyptische Kirche – mit Ausnahme der lokalen griechischen Gemeinde Alexandrias – und die syrische Kirche von Antiochia die Konzilstheologie Theologie kaum akzeptieren würden. Dasselbe drohte Palästina. Unter enormen Anstrengungen gelang es Juvenal, die Jerusalemer Kirche vor einer ähnlichen Katastrophe zu bewahren. Zu diesen Bemühungen gehörten persönliche Weisheit, politisches Gespür, diplomatisches Geschick und vor allem die Bereitschaft, die eigene Position völlig zu überdenken und neue Verbündete zu wählen. So stützte sich Juvenal auf den Konzilen von Ephesus und Chalcedon auf Alexandria und wechselte danach vor allem auf die Seite Roms und Konstantinopels.
Der Heilige war fast vierzig Jahre lang das Oberhaupt der Kirche von Jerusalem Sein Pontifikat war eines der längsten der Geschichte. In den letzten sieben Jahren seines Lebens trug er den Titel „Patriarch“. Die orthodoxe Kirche verehrt Juvenal nicht nur wegen seiner persönlichen Frömmigkeit, sondern und vor allem wegen seiner großen Verdienste um die Jerusalemer Kirche und das orthodoxe Christentum insgesamt. Die Kirche feiert sein Gedenken am 15. Juli, was im julianischen Kalender seinem Todestag, dem 2. Juli, entspricht.
Die liturgische Feier zu Ehren des Heiligen Juvenals hat auch eine traurige Seite. Während der Kirche das System der Pentarchie damals unbedingt brauchte, um ihre Einheit zu stärken und sich vor den wilden Ambitionen des alexandrinischen Erzbischofs zu schützen, unterstützte die kaiserliche Macht das Machtsystem der fünf Hierarchen, weil es auf dem alten römischen Prinzip „Teile und herrsche“ beruhte und daher aus Sicht der Politiker die Kirche unendlich schwächte!
Mit dem Aufkommen des Islam verlor die Rolle der Patriarchate von Alexandria, Antiochia und später Jerusalem ihre Bedeutung. Die Struktur der Universalkirche wurde binär: Aus der Pentarchie wurde die Diarchie von Rom und Konstantinopel. Um die Jahrtausendwende (1054), mit der Machtergreifung in der lateinischen Kirche durch die Mönche von Cluny und später mit dem Fall Konstantinopels (1453), und der Übernahme der Macht im griechischen Christentum in die Hände der osmanischen Herrscher, brachte die Diarchie im Wesentlichen Orthodoxie und Katholizismus hervor, die langsam zu zwei unterschiedlichen und bis heute unversöhnten Christentumsformen wurden.
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