PROTOMÄRTYRER ALBAN - Von Dr. Augustin Sokolovski
Der große Heilige des 20. Jahrhunderts, Erzbischof Johannes von Shanghai (1896–1966), sprach viel über die Notwendigkeit, die alten Heiligen des christlichen Westens zu ehren. Ihm zufolge ist die Anrufung der Heiligen mit der Bitte um ihre Fürsprache ein wahres Gebot, eine wirkliche Verpflichtung, wie eine Verordnung oder sogar ein Befehl, jedenfalls schwer empfohlen. Dieses Gedenken an die Heiligen ist nicht nur eine Form der Volksfrömmigkeit, sondern es ist eine Tugend, die das Herz des orthodoxen Christen mit Gnade erfüllt.
Das Vergessen der Heiligen beschränkt sich nicht nur auf das Fehlen ihrer Namen im Kirchenkalender; es bedeutet den Verlust der Erfahrung der Heiligkeit, die in jedem Heiligen der Antike im Laufe der Geschichte einzigartig erstrahlte. Unsere Welt dürstet nach Heiligkeit. Der heilige Johannes glaubte, dass die Weltgeschichte erst enden würde, wenn der letzte orthodoxe Heilige des christlichen Westens liturgisch kommemoriert wird.
Einer von ihnen, der in der orthodoxen Kirche während der Jahrhunderte der gegenseitigen Isolation von Ost und West vergessen wurde, war der Märtyrer Alban. In der frühen Kirche wurde er als erster Christ verehrt, der im heutigen England für seinen Glauben an Christus litt. Als erster Märtyrer seines Landes oder seiner Nation sollte Alban gemäß der Heiligkeitstheologie als „Erstmärtyrer“ bezeichnet werden. Somit ist der heilige Alban der britische Erstmärtyrer.
Im 3. Jahrhundert waren die Britischen Inseln eine abgelegene Grenzregion des Reiches, wo der römischen Kaiser nur gelegentlich gedacht wurde. Wo es keine Christen gab, gab es keine Verfolgung. Diese ungeschriebene Regel gilt bis heute. In den Randgebieten des Reiches gab es keine sichtbaren kirchlichen Strukturen, es gab jedoch Wanderprediger. Als Presbyter oder Bischöfe geweiht, predigten sie und zogen durch die Lande. Gemäß dem Wort Christi brachten sie das Evangelium so von Ort zu Ort. Wo ihr Wort auf guten Boden fiel, da gründeten sie Kirchen.
Alban war ein gebildeter römischer Heide, möglicherweise ein Soldat. Als der Befehl zur Verhaftung der christlichen Prediger erging, der höchstwahrscheinlich mit dem Besuch einer wichtigen Person des Reiches auf den Inseln zusammenhing, gewährte er einem der wandernden Priester Zuflucht. Als sein Aufenthaltsort bekannt wurde, legte er seine Kleider an und gab sich als Prediger aus. Die Kraft der Gnade und das persönliche Beispiel des Evangelisten, den er versteckt hatte, führten Alban zum christlichen Glauben. Er bekehrte sich und ließ sich taufen. Als die Verfolger zu ihm nach Hause kamen, gab er sich daher als der Gesuchte aus. Alban wurde verhört, und als sein Betrug aufflog, wurde er enthauptet, weil er sich zum Christentum bekannt hatte.
Dieses Detail offenbart die Essenz des neutestamentlichen Verständnisses der Gebote. Ein Gebot ist kein Gesetz oder eine gesetzliche Regelung, sondern es ist ein Prototyp, ein Urbild, ein Teil des Gesamtbildes von dem, was gut ist, was der Gottmensch Jesus Christus auf Erden vollständig offenbarte. „Warum nennst du mich gut?“ „Niemand ist gut außer Gott allein“, sagt Jesus im Evangelium (Matthäus 19,17). Die spontane, unüberlegte und nicht kalkulierte Tat des Heiligen Alban offenbarte die Bedeutung der Worte Christi: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Johannes 15,13).
Christus erfüllte also nicht nur die Gebote des himmlischen Vaters, sondern wurde auch zu ihrem lebendigen Vorbild. So sind die ihm Nachfolgenden, je auf ihre ihnen persönlich zugeschriebene Weise, durch die Gabe der Gnade und den Willen Gottes berufen, die Gebote zu verkörpern und sie dadurch lebendig, sinnvoll und schön zu machen.
Viele Dörfer und Orte in England und Frankreich tragen den Namen des Heiligen Alban. 1927 wurde die Bruderschaft des Heiligen Alban und des Heiligen Sergius von Radonezh gegründet. Ihr Ziel war die gegenseitige Kommunikation und der Wunsch nach Einheit zwischen Orthodoxen und Anglikanern. Ihr erster Ko-vorsitzender war der Gründer der Erzdiözese der Russischen Kirchen in Westeuropa, Metropolit Eulogius (1868-1946).
Bemerkenswert ist, dass der Name des heiligen Alban durch Synodenbeschluss 2017 in den Kalender der Russischen Kirche aufgenommen wurde. Dies geschah nach der Wiedervereinigung der Russischen Auslandskirche, zu der auch der heilige Johannes gehörte, mit dem Moskauer Patriarchat. Somit folgte die Aufnahme der Namen antiker westlicher Heiligen in den Kalender der orthodoxen Heiligen eindeutig den Vorgaben des heiligen Johannes.
Der Tag, an dem Johannes von Shanghai zu Gott zurückkehrte, der 2. Juli, wurde nach seiner Heiligsprechung zu seinem Gedenktag. Am dritten Tag nach diesem Datum, wie in der geheimnisvollen biblischen Poetik und dogmatischen Wahrheit der Worte Christi über die Auferstehung, feiert die Orthodoxe Kirche am 5. desselben Monats das historische Gedenken an den heiligen Alban. Es liegt eine unfassbar versöhnliche Schönheit, Tiefe und Grösse im Gedanken, dass der heilige Alban aus Grossbritannien zusammen mit Johannes aus Shanghai von oben uns grüssen. Um den Refrain von ZAZ und Till Lindemanns jüngstem lyrischen Lied „Der Garten der Tränen“ zu paraphrasieren: Die Heiligen Alban und Johannes „lächeln nun vom Himmel herab“ zusammen.
СВЯТОЙ ЛУКА КРЫМСКИЙ - Августин Соколовски
В видении пророка Исайи небесные силы, окружающие Божественный престол, взывают: «Свят, Свят,...
SAINT LUC DE CRIMÉE - Augustin Sokolovski
Dans la vision du prophète Isaïe, les puissances célestes entourant le trône divin s'écrient : «...
SAINT LUKE OF CRIMEA - Augustine Sokolovski
In the vision of the prophet Isaiah, the heavenly hosts surrounding the divine throne cry out:...
ИЛАРИОН НОВЫЙ, ИМЕНУЕМЫЙ ДАЛМАТСКИМ - Августин Соколовски
Как быть, если двое прославленных Церковью святых носят одинаковое имя, особенно если оба они...
HILARION LE NOUVEAU, ABBE DU MONASTÈRE DE DALMATUS - Augustin Sokolovski
Que faire si deux saints canonisés par l'Église portent le même nom, surtout s'ils sont tous...
HILARION THE NEW, ABBOT OF THE DALMATUS MONASTERY - Augustin Sokolovski
What should we do if two saints glorified by the Church have the same name, especially if they...